Covestro und EnBW schließen langfristigen Liefervertrag für Solarstrom ab

Der Werkstoffhersteller Covestro und das Energieunternehmen EnBW haben einen langfristigen Industriekunden-Liefervertrag (Corporate Power Purchase Agreement, PPA) für Solarstrom unterzeichnet. Damit sichert sich Covestro 63 Megawatt (MW) Leistung des insgesamt 187 MW starken EnBW-Solarparks „Weesow-Willmersdorf“ in Brandenburg. Die von der EnBW betriebene Anlage ist der größte Solarpark in Deutschland und wurde ohne staatliche EEG-Förderung umgesetzt. Die Vereinbarung mit Covestro ist der erste PPA für das Projekt.

Der Solarstrom wird ab Anfang 2022 über 15 Jahre an den Covestro-Standorten Dormagen und Krefeld-Uerdingen eingesetzt. Das Unternehmen wird die erneuerbare Energie dort vorrangig zur Produktion nachhaltigerer, massenbilanzierter Kunststoffe nutzen, die im sogenannten Drop-In-Verfahren unter Einsatz alternativer Rohstoffe hergestellt werden. Dazu gehören massenbilanzierte Polycarbonate und massenbilanzierte thermoplastische Polyurethane.

Die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien ist ein zentraler Pfeiler in der Strategie von Covestro. Das Unternehmen richtet sich vollständig auf die Kreislaufwirtschaft aus und will seine Produktion langfristig klimaneutral gestalten. „Mit dem Bezug von Solarstrom aus dem EnBW-Park unterstreichen wir unseren Anspruch, eine Vorreiterrolle auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft einzunehmen und setzen erneut ein Signal für den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland. Denn für die klimaneutrale Transformation der Industrie benötigen wir große Mengen erneuerbarer Energien zu international wettbewerbsfähigen Preisen“, so Dr. Klaus Schäfer, Chief Technology Officer von Covestro.

Seit März 2021 ist der Solarpark der EnBW nahe Berlin mit seinen 465.000 Solarmodulen vollständig am Netz. „Wir setzen uns schon länger dafür ein, dass erneuerbare Energien auch ohne staatliche Unterstützung marktfähig sind. PPAs sind ein wichtiges Instrument, um förderfreie Anlagen wirtschaftlich zu betreiben. Gleichzeitig helfen sie als zentrales Instrument der Energiewende der Abnehmerseite dabei, Klimaziele schnell und effizient zu erreichen. Das macht PPAs gerade für Unternehmen mit energieintensiver Produktion besonders attraktiv. Wir freuen uns, die Produktion von Covestro mit unserer Sonnenenergie unterstützen zu können“, erklärt Dr. Georg Stamatelopoulos, Chief Operating Officer Generation & Trading bei EnBW.

Nachhaltigere Kunststoffe durch grünen Strom

Covestro beabsichtigt, den Solarstrom von EnBW überwiegend für die Produktion massenbilanzierter und ISCC Plus zertifizierter Hochleistungskunststoffe der Produktreihen Makrolon® RE und Desmopan® an den Standorten Dormagen und Krefeld-Uerdingen einzusetzen. „Auf diese Weise steigern wir die Nachhaltigkeit unserer Produktionsprozesse und helfen zugleich unseren Kunden, ihren CO2-Fußabdruck zu senken – bei gleichbleibender Qualität“, ergänzt Dr. Klaus Schäfer.

So kann der Konzern schon heute ausgewählte Typen des Polycarbonats Makrolon® RE herstellen, die von der Wiege bis zum Werkstor klimaneutral* sind. Auch das thermoplastische Polyurethan Desmopan® produziert Covestro bereits mit verbesserter CO2-Bilanz. Polycarbonate werden unter anderem in Elektronikprodukten und Autoscheinwerfern eingesetzt. Thermoplastische Polyurethane kommen beispielsweise in Haushaltsprodukten, Skischuhen sowie Industrieapplikationen zur Anwendung.

Eine entscheidende Voraussetzung für die Produktion der nachhaltigeren Kunststoffe ist die Nutzung erneuerbarer Energien. Covestro hat bereits frühzeitig mit der Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien begonnen und seit 2019 ein Portfolio verschiedener PPAs in Deutschland, Belgien und China aufgebaut. Die Vereinbarung mit EnBW ist der erste PPA für den Bezug von Solarstrom in Europa.

Vorreiter bei Stromabnahmeverträgen

EnBW gilt als einer der Vorreiter langfristiger Stromabnahmeverträge in Deutschland und hatte jüngst einen 85 MW starken Corporate PPA mit der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport abgeschlossen. 2022 will sie Aktivitäten zur Vermarktung erneuerbarer Energien weiter ausweiten – sowohl für den Solarpark „Weesow-Willmersdorf“ als auch für die beiden weiteren förderfreien Großprojekte „Gottesgabe“ und „Alttrebbin“. Die jeweils 150 MW großen Photovoltaik-Anlagen befinden sich derzeit noch im Bau und sollen im Frühjahr 2022 in Betrieb gehen.

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* Die Bewertung „klimaneutral“ ist das Ergebnis einer Bewertung eines Teilabschnittes aus dem gesamten Produktlebenszyklus. Betrachtet wurde der Abschnitt von der Ressourcengewinnung (Cradle) bis zum Werkstor. Die Bewertung basiert auf der ISO-Norm 14040 und wurde vom TÜV Rheinland auf Plausibilität kritisch geprüft. Die Bewertung berücksichtigt die biogene Kohlenstoffbindung auf der Grundlage vorläufiger Daten aus der Lieferkette und dem Einsatz erneuerbarer Elektrizität im Rahmen des Produktionsprozesses. Die Zuordnung der Elektrizität erfolgte aufgrund sogenannter „Guarantee of Origin“ Zertifikate. Nicht angewendet wurden sogenannte Ausgleichszertifikate. Zukünftig sollen die massebilanzierten Produkte unter Einsatz der erneuerbaren Energien aus dem PPA mit EnBW hergestellt werden.

Original-PM

© EnBW/Fotograf Paul Langrock
Der EnBW-Solarpark „Weesow-Willmersdorf“ in Brandenburg ist mit seinen insgesamt 465.000 Solarmodulen der größte Solarpark in Deutschland. © EnBW/Fotograf Paul Langrock